Aufruf zum 14. Juni 2020 des feministischen Streikkollektivs Zürich in verschiedenen Sprachen:
Deutsch – Feministisch Pausieren, Kollektiv Organisieren – weiter unten
Français – Pause Féministe, Organiser Collectivement
Italiano – Rilassati Femministicamente, Organizza Collettivamente
English – Feminist Relaxation, Collective Organisation
Español – Pausa Feminista, Organiza Colectivamente
Português – Folga Feminista, Organisação Coletiva
عربى – استراحة نسوية , تنظيم بصورة جماعية
Feministisch Pausieren, Kollektiv Organisieren
#fraulenzen #queerstellen
Wir rufen alle Frauen*, Trans*, Inter* und Genderqueere* (FTIQ*) Personen auf, sich am Sonntag, 14. Juni 2020 von den erschöpfenden Zuständen und Arbeiten protestreich zu erholen. Die ohnehin herrschenden Missstände wurden durch die Corona-Krise verstärkt und noch klarer sichtbar.
Bildet Banden! Tut euch zusammen mit euren Freund*innen, Nachbar*innen, Arbeitskolleg*innen und findet eigene und neue Wege des erholenden Protests, die euren notwendigen Gesundheitsmassnahmen entsprechen. Sprecht über eure Forderungen – wir alle haben mehr als genug Gründe und diese sollen ihren öffentlichen Ausdruck finden.
Es steht uns frei, den eigenen Balkon zu dekorieren, das Streikradio Radia zu hören, mit Transparenten durch die Pärke zu joggen, auf der Strasse sitzend ein Protest-Picknick zu machen, Spaziergänge in Kleingruppen zu machen, FTIQ* zu besuchen, die nicht frei haben oder Aktionen im virtuellen Raum durchzuführen. Dieses Jahr führen wir unsere Organisierung in Kleingruppen durch und erholen uns.
Ab 15:24, also zum Zeitpunkt, an dem arbeitende FTIQ* aufgrund der Lohnunterschiede eigentlich nicht mehr entlöhnt werden, machen wir gemeinsam für 5 Minuten Lärm. Wir schreien, singen, spielen Musik, hören Radia, sind laut – im diesjährigen gemeinsamen Moment soll unsere Frustration und Wut zum Ausdruck kommen. Zwar war der feministische Streik 2019 geschichtsschreibend, dennoch besteht noch lange keine Gleichstellung zwischen den Geschlechtern. Nächstes Jahr, am 14. Juni 2021 gehen wir wieder gemeinsam auf die Strasse und streiken!
Am 14. Juni 2020 ist es ein Jahr her, dass wir mit unserem feministischen Streiktag die grösste Mobilisierung der Schweizer Geschichte erreicht haben. Wir haben uns die Strasse genommen, um gemeinsam auf die vielen und unterschiedlichen Missstände aufmerksam zu machen, um laut und stark für Veränderung einzustehen.
Die Gründe, die uns auf die Strasse getrieben haben – seien das Lohnungleichheit, alltäglicher Sexismus, sexuelle und sexualisierte Gewalt, Rassismus und Homo- und Transfeindlichkeit – bleiben bestehen und werden durch die aktuelle Krise verschärft. Die gesellschaftlichen Zumutungen, gegen die wir uns schon lange wehren, verstärken sich empfindlich und werden sichtbarer.
Die patriarchale Gesellschaftsordnung wird augenfällig und spitzt sich zu. Unbezahlte und unterbezahlte Reproduktionsarbeit wird effektiv zum 24h-Job. Parallel zum Home-Office machen wir nun Home-Schooling und sorgen uns um die (Schwieger-)Eltern. In der Isolation entstehen Spannungen mit ungewissem Ausgang, häusliche Gewalt und die strukturelle Tötung von FTIQ* (Femizide) nehmen zu. Personen in als „systemrelevant“ erklärten Berufen wie in der Pflege arbeiten in 13-Stundenschichten ohne Lohnerhöhung oder Gefahrenzulage. Andere können ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen – sind die Bedingungen ohnehin schon prekär, so drohen sie ökonomisch daran zugrunde zu gehen. Detailhandelangestellte im Verkauf oder Onlinehandel arbeiten nicht nur für tiefste Einkommen sondern nun auch ausgesetzt, unter mangelhaften Sicherheitsmassnahmen. Gerade in diesen Jobs arbeiten viele Migrant*innen und durch die strukturelle mehrfache Diskriminierung sind diese den prekären Bedingungen direkt ausgesetzt. Geflüchtete Menschen haben keine Möglichkeiten, sich ausreichend zu schützen, weder im Alltag ihrer Unterbringungsorten, noch in ihren rechtsstaatlich vorgesehenen Verfahren.
Die wertvolle und essentielle – „systemrelevante“ – Arbeit, die wir tagtäglich leisten ist zehrend und kennt keine Pause, sie macht auch vor Sonn- und Feiertagen kein Halt. Die Erschöpfung wird durch die Pandemie verstärkt und die Organisierung wird durch die Isolation erschwert. Dies verunmöglicht, dass dieses Jahr wieder Hunderttausende FTIQ* gemeinsam auf die Strasse gehen, während die Notwendigkeit zu protestieren aber eskaliert.
Was planst du?
Erfasst eure geplanten Aktionen auf bit.ly/3eXOyAF
Auf 1406.ch sammeln wir so alle Aktivitäten und verleihen diesen einen gemeinsamen Ausdruck.
Schick uns Fotos und Videos eurer Aktionen mit euren Forderungen am 14. Juni 2020 auf die Nummer 077 504 48 30, damit wir sie auf unseren Social Media-Kanälen teilen können!
Feministisches Radia – Machst du mit? Schicke vor oder am 14. Juni 2020 kurze Audionachrichten (Forderungen, Botschaften oder Liederwünsche) an radia@lora.ch. Oder melde dich bei uns und sei als Korrespondent*in bei den Aktionen dabei. Schalt am 14. Juni dein feministisches streikRadia ein, auf Radio LoRa 97.5 MHz!
Die momentane Lage erschwert es gross vorauszuplanen. Um auf dem Laufenden zu bleiben bezüglich des ganzen Tages wie auch über die gemeinsamen Momente folge uns auf den Sozialen Medien! Oder komm an unser nächstes Vernetzungstreffen!
Informationen
Facebook: Frauenstreik Kollektiv Zürich
Instagram: feministischerstreik_zh
Twitter: FrauenstreikZ
Streikradio Radia: lora.ch, 97.5 MHz
Mach mit!
Komm zu den monatlichen Vernetzungstreffen des Streikkollektivs! Jeweils 14-17 Uhr (im virtuellen Raum):
- 30. Mai 2020
- 6. Juni 2020
- 4. Juli 2020
Spenden
Frauen*streik Zürich, CH66 0070 0114 8024 6515 5
FTIQ* steht für Frauen*, Trans*, Inter* und Genderqueere* Personen
* Zeigt auf, dass Geschlechter sozial konstruiert sind